Die Poststelle
Historische Unterlagen zur Einrichtung einer Posthülfstelle
Abschrift1 Kiel, den 24. März 1882
Zur Verbesserung der Posteinrichtungen in dem Orte Borgstedt habe ich in Aussicht genommen, da selbst demnächst eine Posthülfstelle in Wirksamkeit treten zu lassen. Die Posthülfstelle wird nicht die Eigenschaft einer Postanstalt im gesetzlichen Sinne des Wortes erhalten, sondern sie ist lediglich als eine Ergänzung des Landpostdienstes anzusehen.
Bei der Posthülfstelle findet ein Verkauf von Postwertzeichen statt; ferner können bei derselben gewöhnliche Briefsendungen und Zeitungen, sowie gewöhnliche Pakete in Empfang genommen und gewöhnliche Briefsendungen, sowie gewöhnliche Pakete zur Versendung mit der Post ausgeliefert werden. Gestattet ist außerdem die Einlieferung von Einschreib- und Wertsendungen, sowie von Postanweisungen nebst den zugehörigen Barbeträgen, doch gilt diese Einlieferung lediglich als Vertrauenssache der Absender gegenüber dem Inhaber der Posthülfstelle. Dem gemäß werden auch seitens der Posthülfstelle Einlieferungsscheine nicht erteilt, vielmehr tritt die Verantwortlichkeit der Postverwaltung für die Sendungen erst mit der Ablieferung an die betreffende Postanstalt ein. Die Verwaltung der Posthülfstelle wird einem geeigneten Ortseinwohner zu übertragen sein, welcher das volle Vertrauen an der Gemeinde besitzt und dessen Haus für den beabsichtigten Zweck günstig gelegen ist. Die Wahrnehmung der Posthülfstellengeschäfte gilt grundsätzlich als unbesoldetes Ehrenamt, es kann indessen dem Inhaber für
1) Bei der Übertragung der Abschrift hat uns Frau Marianne Heinze, 1927 geboren, unterstützt.
Hergabe der erforderlichen Räumlichkeit, namentlich auch von Gelassen zur gesicherten Aufbewahrung der lagernden Postsendungen, und auf unvermeindliche Ausgaben für Papier gg. eine Entschädigung bis zu 50 Mark jährlich bewilligt werden.
Zum Zwecke einer geordneten und geschützten Aufbewahrung der Briefe und Zeitungen gg. Während des Lagerns bei der Posthülfstelle empfiehlt sich die Anschaffung die Anschaffung eines kleinen, mit entsprechender Fächereinteilung versehenen verschließbaren Schrankes. Deratige schränke können durch diesseitige Vermittlung zum Preise von 8 Mark für das Stück bezogen werden; die Koste würden von dem Inhaber der Posthülfstelle zu tragen bzw. aus Gemeindemitteln abzuhalten sein
Indem ich noch bermerke, dass die Vorschriften über den Dienstbetrieb bei der Posthülfstelle einfach gehalten sind, so daß die Wahrnehmung des Dienstes keine besonderen Schwierigkeiten bereitet, ersuche ich Euer Wohlgeborenen ergebenst mir baldgefälligst eine zur Verwaltung der dort einzurichtenden Posthülfstelle geeignete Person in Vorschlag zu bringen und dabei gleichzeitig anzugeben, ob bz. welche Entschädigung der Betreffende für die Besorgung der Geschäfte beansprucht, sowie ob für die Posthülfstelle in Borgstedt die Lieferung eines Schrankes zur Aufbewahrung der Briefe gg. gewünscht wird.
Sollten Euer Wohlgeboren weitere Auskunft über die Einrichtung gg. der Posthülfstelle wünschen, so wollen Sie sich gefälligst mit dem Kaiserlichen Postamt in
Rendsburg in Verbindung setzen.
Der kaiserliche Ober-Postdirektor
gez. Husadel
An den Herrn Gemeindevorsteher in Borgstedt
Abschrift zur Nachricht und mit dem Auftrage, etwaige Anfragen des Gemeindevorstehers für Borgstedt im Sinne der dem Kaiserlichen Postamte bereits mitgeteilte Zusammenstellung der Dienstvorschriften für Posthülfstellen im Bezirk der Kaiserlichen Oberpostdirektion in Kiel zu beantworten.
Im weiteren wolle das Kaiserliche Postamt sorgfältig prüfen und sodann innerhalb von 14 Tagen ausführlich darüber berichten, mit welchen Postanstalten die Posthülfstelle zweckmäßig in Verbindung zu setzen sein wird und welche Kartenschlüsse noch bzw. von der Posthülfstelle abzurufen sein werden. Dabei ist anzugeben, zu welchen Zeiten die Posthülfstelle von den in Betracht kommenden Posten und vom dem betreffenden Landbriefträger berührt werden wird.
Ferner ist zu erörtern, ob für die neu einzurichtende Posthülfstelle Beschränkungen in der Annahme von Paketen erforderlich erscheinen, sowie, ob das Bedürfnis vorliegt
bei derselben die Annahme inländischer Telegramme oder den Verkauf von Wertstempeln und Stempelmarken zur Erhebung der statistischen Gebühr einzuführen.
Unter Umständen ist auch die Person des Inhabers und die Lage des Hauses, sowie die Beschaffung eines Schrankes zur Aufbewahrung der Briefe ggf. in den Kreis der Erörterungen zu ziehen.
Der Kaiserliche Ober- Postdirektor
R.d. 17/4.82
Die Notiz am rechten Rand hat ihren eigenen Stil und konnte nicht übertragen werden!
In "Borgstedt, eine Chronik von Alfred Hoffmann"2) liegt folgender Artikel vor:
Die Poststelle Borgstedt
„Zur Verbesserung der Posteinrichtungen in dem Orte Borgstedt, habe ich in Aussicht genommen, daselbst demnächst eine Posthülfsstelle in Wirksamkeit treten zu lassen…Bei der Posthülfstelle findet ein Verkauf von Postzeichen statt; ferner können bei derselben gewöhnliche Briefsendungen und Zeitungen, sowie gewöhnliche Pakete in Empfang genommen werden und gewöhnliche Briefsendungen, sowie gewöhnliche Pakete zur Versendung mit der Post aufgeliefert werden…“ Mit dieser Verfügung des Kaiserlichen Oberpostdirektors in Kiel vom 24. März 1882 und der Übertragung der Verwaltung dieser „Posthülfsstelle“ an den Lehrer Johann Friedrich Steinbock ab 1. Mai 1882 begann die Postelle Borgstedt. Sie hatte zu Beginn ihren Sitz im Hause des Lehrers, besaß jedoch noch nicht die Eigenschaft einer Postanstalt im gesetzlichen Sinne des Wortes, sondern war lediglich eine Ergänzung des Landpostdienstes und nur Anlaufstelle des Landbriefträgers, der von Rendsburg kam. Man konnte aber bei ihr Briefmarken kaufen und Sendungen einliefern. Die jährliche Vergütung betrug 50 Mark.
Im Herbst 1888 übernahm der Inhaber der Posthilfsstelle dann auch die Zustellung im Ort. „Als Entschädigung dafür würde Ihnen das Paketbestellgeld mit 10 Pf. für jedes Stück sowie das aufkommende Zeitungsbestellgeld gewährt werden. Auch würde eine Erhöhung Ihrer Vergütung auf den Betrag von 65 M eintreten können“, so das Schreiben vom Postamt I in Rendsburg vom 23. August 1888 an Steinbock, der sich sofort bereit erklärte, die eingehende Post im Dorf zu befördern. 1893 übergab Steinbock sein Amt an den Zigarrenfabrikanten Hans Jöhnk, der die Posthilfsstelle bis an sein Lebensende 1913 inne hatte. Er wurde 66 Jahre alt. Für ein Jahr führte seine Witwe Dorothea Jöhnk die Posthilfsstelle, bis der Gastwirt Jürgen Lensch sie 1914 übernahm. Er legte sein Amt jedoch 1922 nieder, weil ihm die Vergütung von 100 Mark jährlich zu niedrig war.
Sein Nachfolger, der Kaufmann Julius Clausen, war nur 4 Monate lang tätig, und auch der nächste „Telegraphenhilfsstelleninhaber“, der Gastwirt Johann Schmalmack, blieb zunächst nur ein Jahr lang bis zur Aufhebung der Stelle im Januar 1924 im Amt. Die Stelle muß wohl zu unrentabel gewesen sein.
Erst im Zuge der einsetzenden Motorisierung richtete man auf dem Lande wieder Poststellen ein, so auch in Borgstedt. Am 1. September 1928 trat wieder der Gastwirt Schmalmack seinen Dienst an, jetzt aber als Inhaber der Poststelle II, der kleinsten Organisationsform der Post. Ihn löste 1934 der Werkmeister Peter Ehmke als Posthalter II ab. Als er wegen Erreichens der Altersgrenze ausschied, wandelte die Post am 1. Oktober 1955 diese Stelle wegen des ständig wachsenden Postverkehrs durch das Anwachsen des Ortes in eine Poststelle I um und setzte den Meiereigehilfen Ernst-August Kruse als Posthalter I ein. Die Poststelle wurde in seinem Hause, Am Steinberg 5, eingerichtet. 25 Jahre lang versah er trotz seiner schweren Kriegsverletzung seinen Dienst gewissenhaft, bis er am 31. Dezember 1980 in den Ruhestand trat. Seine Nachfolge übernahm am 1. Januar 1981 Frau Heinke Bundt, und bis heute leitet sie die Poststelle I in ihrem Hause in der Dorfstraße mit Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Auch die Postzustellung hat eine wechselvolle Geschichte: Während am Anfang die Briefpost vom Landbriefträger zu Fuß, später mit dem Fahrrad von Rendsburg nach Borgstedt gebracht wurde, geschah die Anlieferung der Paketpost gegen Mittag durch ein Fuhrwerk der Posthalterei Rendsburg. Später lieferte man die Post durch ein Kraftfahrzeug an.
Im Ort selbst erfolgte die Zustellung zunächst zu Fuß, ab 1953 auf Dienstfahrrädern, und ab Februar 1964 stellte man die Zustellung im Zustellbezirk Borgstedt auf Moped um.
Für die Zustellung waren ab 1958 bis heute Karl-Heinz Lubomierski, von 1966 bis 1983 Magdalene Jeß, als ihre Nachfolgerin ab 1983 bis heute Karin Ratzlaff und seit 1988 auch Renate Lubomierski zuständig.
Am 1. Januar 1973 erweiterte sich der Zustellbereich der Poststelle Borgstedt durch die Einbeziehung des Zustellbereichs der Poststelle Lehmbek. Diese blieb zunächst noch als Annahmestelle bestehen, in der wie bisher Postsendungen eingeliefert, Briefmarken und andere Wertzeichen bezogen sowie die Postbankdienste in Anspruch genommen werden konnten. Später wurde sie aufgelöst.
Ab 1983 wurden auch Bünsdorf und ab 1988 sogar noch Steinrade und Wentorf in den Zustellbereich aufgenommen. Dem Landzusteller, Karl-Heinz Lubomierski, wurde für die Zustellung in seinem vergrößerten Bezirk ein Kraftfahrzeug der Bundespost zur Verfügung gestellt.
Hier enden die Aufzeichnungen von Alfred Hoffmann.
Die Post in Borgstedt nach Johannes A. Witt
Die Post in Borgstedt1
Am 10.1. 1866 wird bekannt gemacht2, daß in Büdelsdorf auf dem Bahnhof eine „Schleswig`sche Post-Expedition“ ins Leben getreten ist. Sie umfaßt drei Zustellbezirke: zum ersten Bezirk gehören u.a. Borgstedt und Borgstedtfelde
Die Einrichtung einer „Posthülfsstelle“ in Borgstedt erfolgte am 1. Mai 1882. Erster Stelleninhaber war bis zum 2.8.1893 der Lehrer Johann Steinbock.
Ihm folgten
03.08.1893 bis 27.09.1913 der Zigarrenfabrikant Hans Jöhnck
27.09.1913 bis 17.06.1914 seine Witwe Dorothea Jöhnck
18.06.1914 bis 31.08.1922 der Gastwirt Johann Lensch
01.09.1922 bis 01.01.1923 der Kaufmann Julius Clausen
02.01.1923 bis 31.01.1934 der Gastwirt Johannes Schmalmack
01.02.1934 bis 30.09.1955 der Werkmeister Peter Ehmke
ab 01.10.1955 der Meiereigehilfe Ernst-August Kruse.
1980 übernahm Heinke Bundt als Posthalterin die Dienststelle. Im Zuge der Umstrukturierung des Postwesens eröffnete die Post eine Agentur bei Olf .
Der erste Poststelleninhaber, Lehrer Steinbock erhielt eine Vergütung von anfangs 65 Mark und sie steigerte sich bis 1922 auf 100 Mark. Das Paketbestellgeld von 10 Pfennigen sowie das jährlich Zeitungsbestellgeld besserte die Bezüge nur geringfügig auf.
Aus einer alten Statistik geht hervor, dass im ersten Jahr für ganze 64 Mark Postwertzeichen verkauft wurden.
Die amtlichen Dokumente zur Post in Borgstedt und ihre Stelleninhaber vermitteln neben Fakten auch Geschichten.
Mitte der 1880-er Jahre wurde im Bereich des Postamtes Rendsburg folgende Landpost eingerichtet. Von Rendsburg über Borgstedt- Lehmbek-Schirnau-Bünsdorf und zurück nach Rendsburg.
Von 1909 bis zum Anfang des I. Weltkrieges fuhr hier die Posthalterei Möller, Rendsburg.
1897 versorgte ein fahrender Landbriefträger namens Staak das Dorf mit Post. Neben der seit 1890 fahrenden Landpost wurde die Briefpost durch den Landbriefträger zu Fuß von Rendsburg gebracht, später mit den Rad. Gegen Mittag kam dann das oben erwähnte Fuhrwerk mit der Paketpost.
1922 legte Lensch sein Amt als Posthalter nieder, weil ihm die Vergütung von 100 Mark zu niedrig war.
Vom 02.01.1923 erhielt die Post eine Telegraphenhilfsstelle und Johannes Schmalmack wurde zum
Telegraphenhilfsstelleninhaber ernannt.
ie Post in Borgstedt
Am 10.1. 1866 wird bekannt gemacht, daß in Büdelsdorf auf dem Bahnhof eine „Schleswig`sche Post-Expedition“ ins Leben getreten ist. Sie umfaßt drei Zustellbezirke: zum ersten Bezirk gehören u.a. Borgstedt und Borgstedtfelde
Die Einrichtung einer „Posthülfsstelle“ in Borgstedt erfolgte am 1. Mai 1882. Erster Stelleninhaber war bis zum 2.8.1893 der Lehrer Johann Steinbock. Ihm folgten
03.08.1893 bis 27.09.1913 der Zigarrenfabrikant Hans Jöhnck
27.09.1913 bis 17.06.1914 seine Witwe Dorothea Jöhnck
18.06.1914 bis 31.08.1922 der Gastwirt Johann Lensch
01.09.1922 bis 01.01.1923 der Kaufmann Julius Clausen
02.01.1923 bis 31.01.1934 der Gastwirt Johannes Schmalmack
01.02.1934 bis 30.09.1955 der Werkmeister Peter Ehmke
ab 01.101955 der Meiereigehilfe Ernst-August Kruse
1980 übernahm Heinke Bundt als Posthalterin die Dienststelle. Im Zuge der Umstrukturierung des Postwesens eröffnete die Post eine Agentur bei Olf .
Der erste Poststelleninhaber, Lehrer Steinbock erhielt eine Vergütung von anfangs 65 Mark und sie steigerte sich bis 1922 auf 100 Mark. Das Paketbestellgeld von 10 Pfennigen sowie das jährlich Zeitungsbestellgeld besserte die Bezüge nur geringfügig auf.
Aus einer alten Statistik geht hervor, dass im ersten Jahr für ganze 64 Mark Postwertzeichen verkauft wurden.
Die amtlichen Dokumente zur Post in Borgstedt und ihre Stelleninhaber vermitteln neben Fakten auch Geschichten.
Mitte der 1880-er Jahre wurde im Bereich des Postamtes Rendsburg folgende Landpost eingerichtet. Von Rendsburg über Borgstedt- Lehmbek-Schirnau-Bünsdorf und zurück nach Rendsburg.
Von 1909 bis zum Anfang des I. Weltkrieges fuhr hier die Posthalterei Möller, Rendsburg.
1897 versorgte ein fahrender Landbriefträger namens Staak das Dorf mit Post. Neben der seit 1890 fahrenden Landpost wurde die Briefpost durch den Landbriefträger zu Fuß von Rendsburg gebracht, später mit den Rad. Gegen Mittag kam dann das oben erwähnte Fuhrwerk mit der Paketpost.
1922 legte Lensch sein Amt als Posthalter nieder, weil ihm die Vergütung von 100 Mark zu niedrig war.
Vom 02.01.1923 erhielt die Post eine Telegraphenhilfsstelle und Johannes Schmalmack wurde zum
Telegraphenhilfsstelleninhaber ernannt.
Zwischen dem 21.01.1924 bis zum 01.09.1928 blieb die Poststelle bis auf weiteres aufgehoben
März 1953 erfolgter die Zustellung auf Dienstfahrräder.
Liebe Leserin, lieber Leser,
bei der Erstellung einer Chronik geht es immer um die Betrachtung geschichtlicher Zusammenhänge und die entsprechende Darstellung in Textform.
Besonders interessant wird es, wenn zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch Zeitzeugen ihr Wissen um damalige Geschehnisse einbringen können.
Diese Erkenntnis haben wir uns zu eigen gemacht und mit Frau Kruse und Frau Bundt Gespräche geführt.
Interview mit Frau Ingrid Kruse
Am 9.12.2019 besuchte ich Frau Ingrid Kruse, die Witwe des Posthalters Ernst-August Kruse, der 25 Jahre lang die Poststelle 1 in seinem Haus, Steinberg 5, führte. Frau Kruse bewohnt heute noch das Haus am Steinberg 5 und beantwortete mit Freude meine Fragen.
Mich interessierte besonders die Herausforderung, ein Postamt gewissenhaft zu führen und Erlebnisse, die den Alltag bereicherten.
Frau Kruse erzählte mir, dass ihr Schwiegervater in diesem Hause einen Milchhandel betrieb, dass seine Frau krank war und dass eine Frau her musste. Den damaligen Verhältnissen entsprechend wurde sie eingeladen und auf einem der folgenden Spaziergänge auf der Rader Insel war man sich einig, 1955 wurde geheiratet.
Ihr Ehemann Ernst- August Kruse hatte Meierrist in Bünsdorf gelernt und half seinem Vater im Milchhandel. Als Peter Post, so nannte man Peter Ehmke im Dorf, aus Altersgründen aus dem Postdienst ausschied, bewarb sich Herr Kruse um die Poststelle und wurde auch mit Unterstützung des Kriegsversehrtenverbandes in Rendsburg von der Post als Posthalter I eingesetzt.
Mein Mann liebte den Publikumsverkehr und rechnen konnte er gut, das hatte er als Meierist in Bünsdorf gelernt, so Frau Kruse. Also wurden ein Zimmer und der Stall umgebaut, so dass ein Vorraum und ein Büro entstanden.
Frau Kruse hielt die Räume sauber und übernahm die Vertretung der Zusteller mit dem Fahrrad, später mit dem Auto, sofern sie gebraucht wurde. Lene ist krank und du muss los, so hieß es. Damals waren noch Glückwunschtelegramme im Umlauf und auch die mussten bei jedem Wetter zugestellt werden. Egal ob bei Dunkelheit, bei schlechtem Wetter und auch bei Glatteis. Die Bauarbeiter der Autobahnbrücke über Eider und Kanal wurden noch mit den sog. Lohntüten bedient und die wurden von der Poststelle zugestellt. Also, so Frau Kruse, rauf auf das Fahrrad, den Damm hoch und einen versiegelten Umschlag mit den Lohntüten dem Vorarbeiter übergeben. Auf meine Frage, ob sie denn nicht Sorge hatte, überfallen zu werden, antwortete Frau Kruse, es wusste ja keiner, wann ich mit dem Geld unterwegs war.
Ein herzliches Dankeschön für das Gespräch, Eckhardt Heinze
Interview mit Frau Heinke Bundt
Frau Bundt stellt sich gerne dem Interview!
Nach dem interessanten Gespräch mit Frau Kruse besuchte ich am 10.12.2019 Frau Heinke Bundt. Frau Bundt leitete die Poststelle I in Borgstedt vom 1. Januar 1981 bis 1995 (genaues Datum wird noch recherchiert).
Auch hier interessierten mich die Ereignisse, die dafür sorgen, den Arbeitsalltag eines Posthalters abwechslungsreich und spannend zu halten und dabei den Pflichten eines Posthalters mit Freude nach zu kommen.
Frau Bundt erinnert sich gerne an ihren Vorgänger, den Posthalter Ernst-August Kruse, der 25 Jahre lang die Poststelle 1 in seinem Haus, Steinberg 5, führte, einen wirklich hilfsbereiten Kollegen. Kalt war’s im Winter, die Isolierung entsprach in keinster Weise den heutigen Vorstellungen und im Umgang mit Strom verhielt man sich sparsam. Bei der Entladung der Postfracht brannte draußen eine 15 Watt Glühbirne. Und Frau Bundt muss es wissen: hat sie doch ein Jahr lang im Hause der Kruses gearbeitet, bevor der Umbau des eigenen Hauses mit einer Poststelle abgeschlossen war. Voraus ging eine vier wöchentliche Ausbildung in Jevenstedt, eine Zeitlang als Beamtin auf Widerruf, bevor sich Frau Bundt für ein Angestelltenverhältnis entschied.
Es vermittelte mir eine besondere Freude, so Frau Bundt, älteren Leuten zu helfen, eine Zahlkarte auszufüllen oder eine Postanweisung auf den Weg zu bringen. Oder den Rat zu erteilen, wie ein entsprechendes Vorhaben am besten zu versenden ist.
Früher, und das kam nicht selten vor, unterstützten Großeltern ihre Enkelkinder finanziell und dann kam der sog. Wertbrief zum Einsatz. Eine besondere Versendungsform, die heute weniger üblich ist.
Und dann waren da die sog. Westpäckchen. Viele Bürger der Bundesrepublik hatten Verwandte oder Freunde in der ehemaligen DDR und versendeten regelmäßig, insbesondere aber zu festlichen Anlässen Päckchen und Pakete mit Inhalten, die wir als Mangelware in der DDR kannten. Beliebt waren Kaffee, Tee, Jeans, Kaugummi, Bekleidung allgemein.
Das führte dazu, da ich an manchen Tagen, vor lauter Päckchen und Pakete die Eingangstür nicht mehr sehen konnte, so Frau Bundt, und es stellte sich ein gutes Gefühl ein, wenn alles auf den Weg gebracht war.
Mit besonderer Freude zeigt Frau Bundt mir einen Artikel aus der Landeszeitung vom 17.05.1982., die Poststelle hatte ihren 100 sten Geburtstag. Dazu gratulierte der Bürgermeister Lüneburg im Namen der Gemeinde Borgstedt den Angestellten der Post recht herzlich und überreichte Heinke Bundt einen Blumenstrauß in den Schleswig-holsteinischen Landesfarben blau-weiß-rot. Siehe auch: Presseartikel zur Poststelle.
Ein herzliches Dankeschön für das Gespräch, Eckhardt Heinze.
Man mag es für eine besondere Ehrung ansehen, in jedem Fall ist es aber eine Auszeichnung und Anerkennung für die Arbeit, die Frau Bundt für die Gemeinde geleistet hat. Am 07. Juni 2018 wurde der der Zugang zur ehemaligen Poststelle im Beisein des Bürgermeisters Gero Neidlinger mit dem Namen „Postgang“ versehen. Vorausgegangen war der entsprechende Antrag und die Zustimmung durch die Gemeindevertretung
Pressemitteilungen
28. Dez. 1972, Landeszeitung
Der bisherige Zustellbereich der Poststelle Lehmbek wird in den der Poststelle Borgstedt einbezogen.
10. Dez. 1975, Landeszeitung
In Lehmbek wird der postamtliche Name "2371 Borgstedt" ab dem 1. Jan. 1976 eingeführt.
Poststelle in Borgstedt wird verlegt, Bericht der Landeszeitung, Datum der Veröffentlichung wird noch ermittelt!
POSTRAUB
Aus der Bildzeitung vom 18. Juli 1995, Bild, Seite 3 (…der Artikel wurde wörtlich übernommen, ein Scannen kam wegen Unlesbarkeit nicht in Betracht, der Artikel liegt im Archiv, „Die Poststelle.“
Postraub: Polizei riegelt ganzes Dorf ab
Gangsterjagd – da riegeln Polizisten ein ganzes Dorf ab. Borgstedt, kleine Gemeinde am Nord-Ostsee-Kanal. 1123 Einwohner, ein Bäcker, ein Tante-Emma-Laden, zwei Banken.
Und die kleine Poststelle an der Hauptstraße. Auf die hatten es zwei Einbrecher abgesehen. Nach Mitternacht: Ein Nacbar hört Krach in der Post, ruft die Polizei. Minuten später das Martinshorn – die Ganoven türmen. Die Polizisten entdecken vor der Post das Gängster- Auto, ei geklauter Golf:“Die können nicht weit gekommen sein.“
Großalarm, 60 Polizisten und Beamte vom Bundesgrenzschutz riegeln das ganze Dorf weiträumig ab. Selbst Feldwege werden kontrolliert. Ein Helikopter fliegt über Wiesen, Äcker, Wälder, Suchhunde schnüffeln in den Gärten.
Warum die aufwendige Aktion? Ein Polizist: “Posträuber haben seit März 50 Filialen in dieser Gegend geplündert, viele tausend Mark erbeutet. Vermutlich immer dieselben. Diesmal wollen wir sie schnappen.“ Sie sind wieder entkommen – aber ohne Beute.