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Die Volkshochschule, der Altenclub

Der Altenclub, die Volkshochschule1) 
Ein umfassendes Bildungsangebot sollten die Volkshochschulen des Landes Schleswig-Holstein, die nach dem Krieg in immer mehr Orten entstanden, der Bevölkerung vermitteln. Sie schlossen sich zum Landesverband der Volkshochschulen Schleswig-Holstein zusammen. Er beriet und unterstützte mit seinen hauptamtlichen Mitarbeitern die örtlichen Volkshochschulen. Ihre Finanzierung erfolgte z.T. durch Hörergebühren, daneben durch Zuschüsse der Gemeinde und Städte der Kreise und des Landes.
Schon bald nach dem Kriege -1946 – hatte in Eckernförde der damalige Schulrat Emil Godbersen eine Volkshochschule gegründet, deren Geschäftsführer der ostpreußische Flüchtling Hauptschullehrer Fritz Hoffmann wurde. Dieser erkannte die Notwendigkeit, auch in den Dörfern den Wunsch der Bevölkerung nach einem Bildungsangebot zu erfüllen. Daher suchte er mit Unterstützung und Genehmigung des Schulrats die Schulleiter des die Schulleiter des Kreises Eckernförde auf und ermunterte sie, in ihren Orten eine Volkshochschule einzurichten. Es gelang ihm, sie von der Notwendigkeit der Weiterbildung der Bevölkerung zu überzeugen und die Gründung von Volkshochschulen vorzunehmen. So entstanden im kleinen Kreise Eckernförde nach und nach 16 Volkshochschulen. Sie schlossen sich zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen, die die Arbeit anregen und koordinieren sollte. Zum Vorsitzenden wählten die VHS-Leiter den Hauptlehrer Schlüter aus Rieseby.
1948 hatte der Lehrer Alfred Hoffmann auf Anregung seines Vaters in Sehestedt eine Volkshochschule gegründet, die er bis zu seiner Versetzung nach Borgstedt im Jahre 1959 leitete. Er übernahm auch 1964 den Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft der Volkshochschulen im Kreise Eckernförde und wurde 1970 nach der Zusammenlegung der Kreise Rendsburg und Eckernförde zum Vorsitzenden der größeren Arbeitsgemeinschaft gewählt.

1) Alfred Hoffmann, Borgstedt seit dem Kriegsende 1945, Eine Chronik des Dorfes von Rektor Alfred Hoffmann, maschinengeschriebene Ausgabe vom 18. Juni 1981, wörtliche Textübernahme, Seite 80ff

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Als Alfred Hoffmann 1959 zum Schulleiter in Borgstedt gewählt worden war, regte ihn besonders der hochgeachtete Gemeindevertreter und frühere Amtsvorsteher Heinrich Dittmann an, auch in Borgstedt eine Volkshochschule einzurichten.
Alfred Hoffmann kam diesem Wunsch, der auch vom Bürgermeister Karl Seemann und der gesamten Gemeindevertretung geteilt wurde nach und gründete am 29. Oktober 1959 in der ersten Veranstaltung, einem Lichtbildervortrag von Dr. Klaus Nernheim über „Die Entwicklung in der UdSSR“ die Volkshochschule Borgstedt. Er wurde ihr Leiter, Heinrich Dittmann sein Stellvertreter.
Der erste Arbeitsplan für das Wintersemester 1959/60 sah zwei Arbeitsgemeinschaften mit je 6 Abenden (Hoffman: Gespräche am „runden Tisch“, Kunstmaler Hans Heinemann:  „ Einführung in die zeitgenössische Kunst“) und 10 Einzelvorträge (4 aus Wirtschaft und Recht, 4 aus der Politik und 2 aus der Literatur vor.
Der gute Besuch der Veranstaltungen war ein Beweis für die Richtigkeit dieser Gründung und bestätigte die Voraussage von Heinrich Dittmann, dass ein Erwachsenenbildungsangebot von der Dorfbevölkerung gewünscht und auf fruchtbaren Boden fallen würde. Die rege Teilnahmen an den Veranstaltungen der Volkshochschule blieb auch in den nächsten Jahren bestehen. Sogar aus den Gemeinden Lehmbek, Neu- Duvenstedt, Holzbunge und Bünsdorf kamen Teilnehmer.
Das Herbst- Wintersemester begann im Oktober und endete im April; es umfasste zunächst hauptsächlich Vortragsreihen und Arbeitsgemeinschaften mit jeweils 3  - 8 Abenden aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Recht und daneben Einzelvorträge aus den Gebieten Heimat, Gesundheitspflege und Erziehung.
Beliebte Dozenten waren u.a. Oberstudiendirektor Kahnt aus Kiel, Dr. Gaasch aus Rendsburg, Dr. Wagner aus Eckernförde, Dr. Nernheim aus Eckernförde, Dr. Puls aus Rendsburg, Walter Fiedler aus Bredstedt, Ragnhild Höppe aus Bad Schwartau.
Höhepunkte bildeten die Lesungen von Rudolf Kinau aus eigenen Werken. Einen sehr guten Besuch verzeichneten jedes Jahr die Lehrgänge „Grundausbildung in erster Hilfe“. Sie umfassten 8 Doppelstunden und wurden von dem DRK- Kreisbereitschaftsführer Günter Jasper aus Büdelsdorf pädagogisch und methodisch hervorragend durchgeführt.
Die Verlängerung der Freizeit durch die Verkürzung der Arbeitszeit erforderte auch eine Ausweitung des Angebots.
Im Herbst 1967 trat daher der Bereich „Musisches Schaffen und Freizeitgestaltung“ mit den Arbeitsgemeinschaften „Instrumentalkreis , Schach und Sport“ hinzu. Dieser Bereich wurde 1971 durch Kurse in „Emaillieren“, “Arbeiten mit Ton“ und „Gymnastik für Frauen“ und 1975 sogar durch die Kurse „Wie schneidere ich fachgerecht zu“, „Wie mache ich als Amateur bessere Aufnahmen und Schmalfilme“ und “Kosmetik für die junge Dame und für die Hausfrau“ ausgeweitet. Hinzu traten mehrere Jahre lang gut besuchte Kurse in „Englisch für Anfänger“ und „Englisch für fortgeschrittene Anfänger“.
Während die Kurse aus dem Bereich des musischen Schaffens z.T. gut besucht waren, vermindere sich die anfangs große Teilnehmerzahl der Arbeitsgemeinschaften aus Politik, Wirtschaft und Recht von Jahr zu Jahr im, so dass sie  schließlich Mitte der siebziger Jahre eingestellt werden mussten.  Gründe dafür   mögen das immer größere und attraktivere Angebot des Fernsehens und z.T. auch der VHS Rendsburger Ring gewesen sein.
Dafür wurde nun das Schwergewicht auf die Seniorenbetreuung gelegt. 1972 gründete Alfred Hoffmann auf Anregung von Pastor Erwin Schwarz aus Bünsdorf den Altenclub Borgstedt. Dieser Versuch war sofort erfolgreich und ist es bis heute geblieben. Monatlich einmal trat der „Altenclub“ zusammen, um vom Oktober bis zum April nach einer Kaffeetafel Vorträge und Lichtbildervorträge aus den Gebieten der Heimat- und Länderkunde, aber auch des Rechts und der Gesundheitsvorsorge zu hören. Vom Mai bis zum September brachten halbtägige Besichtigungsfahrten nach einer Kaffeetafel den Teilnehmern Sehenswürdigkeiten und auch Betriebe nahe. Von 1972 – 1985 fanden so über 60 Fahrten statt, die immer neue Ziele hatten.
Alle Landschaften Schleswig-Holsteins, dazu auch Nordschleswig, die Schwarzen Berge bei Harburg, Hamburg und sogar das Schiffshebewerk Scharnebek und Lüneburg lernten die Teilnehmer kennen.
Jeder ältere oder alleinstehende Einwohner durfte ohne Ausnahme an den Veranstaltungen teilnehmen.
Stellvertreter des Altenclubleiters Alfred Hoffmann war von 1972 – 1985 der frühere Gemeindevertreter und stellvertretende Bürgermeister Erich Bärwald. Noch mit 88 Jahren nahme er, unterstützt von seiner Ehefrau Charlotte, die Anmeldungen für die Fahrten entgegen, regelte die Abrechnungen, hielt den Kontakt zu den 60 -70 Mitgliedern des Altenclubs und stellte die Verbindung zwischen ihnen und dem Leiter her. Er stand ihm mit gutem Rat und großem Engagement zur Seite.
Diese rasche und erfolgreiche Entwicklung des Altenclubs Borgstedt führte 1974 dazu, das der Bürgermeister Hans Mohr mit Frau Ilse Kühne aus Bünsdorf an den Leiter des Altenclubs Borgstedt mit der Bitte herantrat, einen zweiten Altenclub für die Gemeinde Bünsdorf und für die Bewohner der Nachbargemeinden zu gründen. Gleich die erste Veranstaltung im Dörpskrug Bünsdorf im Sommer 1974 wies einen so großen Besuch auf, dass auch der Altenclub Bünsdorf bis heute zu einer ständig und beliebten Einrichtung des Trägers „Volkshochschule Borgstedt“ wurde. Anfang 1976 übergab Alfred Hoffmann die Leitung des Altenclubs an Frau Helene von der Ahe. Sie nimmt bis heute diese Aufgabe mit großer Hingabe und allerseits anerkannt wahr.
Die Veranstaltungen der Volkshochschule und auch ihrer beiden Altenclubs wurden durch Zuschüsse der Gemeinden Borgstedt, Bünsdorf, Neu-Duvenstedt, Holzbunge und Klein Wittensee, des Kreises Rendsburg- Eckernförde und des Landes Schleswig-Holstein sowie durch einen namhaften Betrag der Kirchengemeinde Bünsdorf von Pastor Erwin Schwarz bereits ab 1972 in den Etat aufgenommen, finanziert. Die Höhe der Einnahmen reichte aus, um fast alle Veranstaltungen, auch die Kaffeetafeln, die Vorträge und die Busfahrten kostenlos durchführen zu können. Man kann diese Zuschüsse als eine Sozialleistung der Kommunen und der Kirchengemeinde für ihre älteren und z.T. sozial schwachen Mitbürger betrachten. Lediglich für einige Kurse musste eine geringe Teilnehmergebühr erhoben werden; sie war Voraussetzung für die Zuschüsse des Kreises und des Landes.

Zunächst trug der Leiter der Volkshochschule die volle Verantwortung. Es gab keinen Träger. Dieser Zustand, der für die Hälfte der 29 Volkshochschulen im Kreise Rendsburg- Eckernförde galt, sollte auf Anregung der Kreisarbeitsgemeinschaft der Volkshochschulen geändert werden. Es boten sich die beiden Möglichkeiten der Trägerschaft durch einen eingetragenen Verein oder durch die Gemeinde an. Mehrere Volkshochschulen wählten den ersten Weg und beauftragten 1971 den VHS- Leiter von Hohenwestedt, Rechtsanwalt Spindelhirn, eine Satzung für einen eingetragenen Verein auszuarbeiten und die Eintragung beim Amtsgericht Rendsburg vornehmen zu lassen. Auf einer Sitzung gründeten 7 VHS-Leiter für ihre Volkshochschulen einen Verein, dessen Mitglieder sie selbst wurden, zu dessen Vorsitzenden sie den jeweiligen VHS-Leiter wählten und dessen Eintragung in das Vereinsregister beim Amtsgericht Rendsburg sie beantragten. Im Nachhinein mag dieser Vorgang eigenartig erscheinen. Bei den damaligen Verhältnissen war er aber der einzig mögliche, zumal er vom Landesverband der Volkshochschulen und auch von der Gemeinde Borgstedt gutgeheißen wurde. Im Anschluss an die Gründung des „Verein Volkshochschule Borgstedt e.V.“ traten Hörer der VHS dem Vereinbei, und auf einer Versammlung wählten sie Alfred Hoffmann zum Vorsitzenden, Wolfgang Sauer zum stellvertretenden Vorsitzenden und Birgit Stolley zur Beisitzerin. Dieser Vorstand blieb in dieser Zusammensetzung bis zum Juni 1984 bestehen. Als der Vorsitzende, Rektor Alfred Hoffmann, nach 25jähriger Amtszeit am 31.07.1984 pensioniert wurde und nach Husum verzog, wählten die Mitglieder auf seinen Vorschlag hin Ende Juni 1984 seinen Stellvertreter Wolfgang Sauer zum Vorsitzenden des Vereins und gleichzeitig auch zum Leiter der Volkshochschule Borgstedt. Wolfgang Sauer übernahm auch die Betreuung des Altenclubs. In der Adventszeit des Altenclubs am 12. Dezember 1985 ehrte und verabschiedete er den 88jährigen Stellvertreter Erich Bärwald.er war bis zum Schluss die Seele des Altenclubs. Seine Nachfolge trat am 1.1. 1986 Hermann Kagelmann an. Anschließend übernahm Frau Karla Sauer diese Aufgabe. Wolfgang und Karla Sauer führten die Altenbetreuung mit großem Einsatz fort und setzten besonders bei den jährlichen Adventsfeiern neue Akzente durch Vorführungen von Borgstedter Kindern.

Der Altenclub, die Volkshochschule2)
Nach der Erkrankung von Karla Sauer im Jahr 2008 führte Wolfgang Sauer den Altenclub im VHS bis zum April 2009 weiter.
Auf der Mitgliederversammlung am 16.04.2009 erklärte der bisherige Vorsitzende nach seinem Bericht, dass er die Leitung der VHS, Altenclub, in andere Hände geben will. Der Bürgermeister Gero Neidlinger übernahm danach die Versammlungsleitung. Zunächst ging es um die Namensänderung. Aus dem Kreis der Mitglieder wurde der Antrag gestellt, den Club „Seniorenclub Borgstedt e.V:“ oder „Altenclub Borgstedt e.V.“. zu nennen. Nach zwei Abstimmungen erhielt der Vorschlag „Altenclub Borgstedt e.V.“ die Mehrheit.
Der Bürgermeister leitete die anschließende Wahl des gesamten Vorstands. In einer offenen Abstimmung wurden gewählt: Vorsitzender: Rolf Ingwersen, 2. Vorsitzender: Wilfried Roggenbuck, Kassenwartin: Sylvia Sauer, Schriftfüherin: Ute Ingwersen.
Der neue Vorstand will sich von der Volkshochschule  trennen. Mit einer neuen Satzung soll der Club unabhängig sein. Nach mehreren Antragstellungen beim Registergericht in Kiel wurde die neue Satzung am 15.02.2011 gültig. Der „Altenclub Borgstedt e.V.“ ist somit eigenständig.
§ 2 Zweck des Vereins
„Zweck des Vereins ist die Förderung der Altenhilfe. Zur Erfüllung des Vereinszwecks werden z.B. Freizeitangebote unterschiedlicher Art angeboten, sowie der Bildung dienende Informationsveranstaltungen durchgeführt. Der Verein berät auch die Gemeinde bei ihren städteplanerischen Vorhaben hinsichtlich der Bedürfnisse älterer Menschen“
Die Mitgliedschaft ist an keine Form gebunden. Jeder Ältere kann an den Aktivitäten teilnehmen.
In den Jahren von 2009 bis 2019 wurden für die 83 Mitglieder 84 Tages- oder Halbtagesfahrten mit dem Bus angeboten. Diese Touren beinhalten Besichtigungen, Rundfahrten im „Alten Land“, Köge und die Probstei, Schifffahrt auf der Schlei, Mediendom in Kiel, Schmetterlingsgarten im Sachsenwald, Kerzenfabrik in Walsrode, Hundertwasserbahnhof in Uelzen, Glücksburger Schloss, Falkenhof Schalkholz, Holsteinische Schweiz mit 5-Seen-Fahrt und viele andere Ausflüge in Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Dänemark. Die Inseln Sylt, Föhr, Pellworm, Amrum und Poel standen auf dem Programm.
Nach Fertigstellung des Gemeindezentrums „Uns Dörpshus“ im Jahr 2011 trifft man sich einmal im Monat zu Kaffee und Kuchen mit Vorträgen oder Filmvorführungen.
Die Gemeinde und das Kirchenbüro in Bünsdorf geben jedes Jahr einen finanziellen Zuschuss für die Veranstaltungen, so dass die Teilnehmer nur noch einen geringen Eigenanteil bezahlen müssen.
Seniorenbeirat der Gemeinde Borgstedt
Am 27.06.2011 gründete sich der Seniorenbeirat aus fünf älteren Mitbürgern. Als deren Sprecher bestimmte man Rolf Ingwersen.

Der Altenclub und der Seniorenbeirat beraten die Gemeindevertretung in Angelegenheiten die die älteren Menschen in der Gemeinde betreffen. („Dörpsblatt“ Okt. 2011)

Siehe auch die „Dörpsblätter“: Aug. 2009, Apr. 2010, Dez. 2012, Aug. 2015, Aug. 2017, Apr. 2018

2) Bericht von Rolf Ingwersen, 25.01.2020, Eiderweg, 2 24794 Borgstedt

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