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Wie die Bildung nach Borgstedt kam

Als Alfred Hoffmann 1959 zum Schulleiter in Borgstedt gewählt worden war, regte ihn besonders der hochgeachtete Gemeindevertreter und frühere Amtsvorsteher Heinrich Dittmann an, auch in Borgstedt eine Volkshochschule einzurichten.
Alfred Hoffmann kam diesem Wunsch, der auch vom Bürgermeister Karl Seemann und der gesamten Gemeindevertretung geteilt wurde nach und gründete am 29. Oktober 1959 in der ersten Veranstaltung, einem Lichtbildervortrag von Dr. Klaus Nernheim über „Die Entwicklung in der UdSSR“ die Volkshochschule Borgstedt. Er wurde ihr Leiter, Heinrich Dittmann sein Stellvertreter.
Der erste Arbeitsplan für das Wintersemester 1959/60 sah zwei Arbeitsgemeinschaften mit je 6 Abenden (Hoffman: Gespräche am „runden Tisch“, Kunstmaler Hans Heinemann:  „ Einführung in die zeitgenössische Kunst“) und 10 Einzelvorträge (4 aus Wirtschaft und Recht, 4 aus der Politik und 2 aus der Literatur vor.
Der gute Besuch der Veranstaltungen war ein Beweis für die Richtigkeit dieser Gründung und bestätigte die Voraussage von Heinrich Dittmann, dass ein Erwachsenenbildungsangebot von der Dorfbevölkerung gewünscht und auf fruchtbaren Boden fallen würde. Die rege Teilnahmen an den Veranstaltungen der Volkshochschule blieb auch in den nächsten Jahren bestehen. Sogar aus den Gemeinden Lehmbek, Neu- Duvenstedt, Holzbunge und Bünsdorf kamen Teilnehmer.
Das Herbst- Wintersemester begann im Oktober und endete im April; es umfasste zunächst hauptsächlich Vortragsreihen und Arbeitsgemeinschaften mit jeweils 3  - 8 Abenden aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Recht und daneben Einzelvorträge aus den Gebieten Heimat, Gesundheitspflege und Erziehung.
Beliebte Dozenten waren u.a. Oberstudiendirektor Kahnt aus Kiel, Dr. Gaasch aus Rendsburg, Dr. Wagner aus Eckernförde, Dr. Nernheim aus Eckernförde, Dr. Puls aus Rendsburg, Walter Fiedler aus Bredstedt, Ragnhild Höppe aus Bad Schwartau.
Höhepunkte bildeten die Lesungen von Rudolf Kinau aus eigenen Werken. Einen sehr guten Besuch verzeichneten jedes Jahr die Lehrgänge „Grundausbildung in erster Hilfe“. Sie umfassten 8 Doppelstunden und wurden von dem DRK- Kreisbereitschaftsführer Günter Jasper aus Büdelsdorf pädagogisch und methodisch hervorragend durchgeführt.
Die Verlängerung der Freizeit durch die Verkürzung der Arbeitszeit erforderte auch eine Ausweitung des Angebots.
Im Herbst 1967 trat daher der Bereich „Musisches Schaffen und Freizeitgestaltung“ mit den Arbeitsgemeinschaften „Instrumentalkreis , Schach und Sport“ hinzu. Dieser Bereich wurde 1971 durch Kurse in „Emaillieren“, “Arbeiten mit Ton“ und „Gymnastik für Frauen“ und 1975 sogar durch die Kurse „Wie schneidere ich fachgerecht zu“, „Wie mache ich als Amateur bessere Aufnahmen und Schmalfilme“ und “Kosmetik für die junge Dame und für die Hausfrau“ ausgeweitet. Hinzu traten mehrere Jahre lang gut besuchte Kurse in „Englisch für Anfänger“ und „Englisch für fortgeschrittene Anfänger“.
Während die Kurse aus dem Bereich des musischen Schaffens z.T. gut besucht waren, vermindere sich die anfangs große Teilnehmerzahl der Arbeitsgemeinschaften aus Politik, Wirtschaft und Recht von Jahr zu Jahr im, so dass sie  schließlich Mitte der siebziger Jahre eingestellt werden mussten.  Gründe dafür   mögen das immer größere und attraktivere Angebot des Fernsehens und z.T. auch der VHS Rendsburger Ring gewesen sein.
Dafür wurde nun das Schwergewicht auf die Seniorenbetreuung gelegt. 1972 gründete Alfred Hoffmann auf Anregung von Pastor Erwin Schwarz aus Bünsdorf den Altenclub Borgstedt. Dieser Versuch war sofort erfolgreich und ist es bis heute geblieben. Monatlich einmal trat der „Altenclub“ zusammen, um vom Oktober bis zum April nach einer Kaffeetafel Vorträge und Lichtbildervorträge aus den Gebieten der Heimat- und Länderkunde, aber auch des Rechts und der Gesundheitsvorsorge zu hören. Vom Mai bis zum September brachten halbtägige Besichtigungsfahrten nach einer Kaffeetafel den Teilnehmern Sehenswürdigkeiten und auch Betriebe nahe. Von 1972 – 1985 fanden so über 60 Fahrten statt, die immer neue Ziele hatten.
Alle Landschaften Schleswig-Holsteins, dazu auch Nordschleswig, die Schwarzen Berge bei Harburg, Hamburg und sogar das Schiffshebewerk Scharnebek und Lüneburg lernten die Teilnehmer kennen.
Jeder ältere oder alleinstehende Einwohner durfte ohne Ausnahme an den Veranstaltungen teilnehmen.
Stellvertreter des Altenclubleiters Alfred Hoffmann war von 1972 – 1985 der frühere Gemeindevertreter und stellvertretende Bürgermeister Erich Bärwald. Noch mit 88 Jahren nahme er, unterstützt von seiner Ehefrau Charlotte, die Anmeldungen für die Fahrten entgegen, regelte die Abrechnungen, hielt den Kontakt zu den 60 -70 Mitgliedern des Altenclubs und stellte die Verbindung zwischen ihnen und dem Leiter her. Er stand ihm mit gutem Rat und großem Engagement zur Seite.
Diese rasche und erfolgreiche Entwicklung des Altenclubs Borgstedt führte 1974 dazu, das der Bürgermeister Hans Mohr mit Frau Ilse Kühne aus Bünsdorf an den Leiter des Altenclubs Borgstedt mit der Bitte herantrat, einen zweiten Altenclub für die Gemeinde Bünsdorf und für die Bewohner der Nachbargemeinden zu gründen. Gleich die erste Veranstaltung im Dörpskrug Bünsdorf im Sommer 1974 wies einen so großen Besuch auf, dass auch der Altenclub Bünsdorf bis heute zu einer ständig und beliebten Einrichtung des Trägers „Volkshochschule Borgstedt“ wurde. Anfang 1976 übergab Alfred Hoffmann die Leitung des Altenclubs an Frau Helene von der Ahe. Sie nimmt bis heute diese Aufgabe mit großer Hingabe und allerseits anerkannt wahr.
Die Veranstaltungen der Volkshochschule und auch ihrer beiden Altenclubs wurden durch Zuschüsse der Gemeinden Borgstedt, Bünsdorf, Neu-Duvenstedt, Holzbunge und Klein Wittensee, des Kreises Rendsburg- Eckernförde und des Landes Schleswig-Holstein sowie durch einen namhaften Betrag der Kirchengemeinde Bünsdorf von Pastor Erwin Schwarz bereits ab 1972 in den Etat aufgenommen, finanziert. Die Höhe der Einnahmen reichte aus, um fast alle Veranstaltungen, auch die Kaffeetafeln, die Vorträge und die Busfahrten kostenlos durchführen zu können. Man kann diese Zuschüsse als eine Sozialleistung der Kommunen und der Kirchengemeinde für ihre älteren und z.T. sozial schwachen Mitbürger betrachten. Lediglich für einige Kurse musste eine geringe Teilnehmergebühr erhoben werden; sie war Voraussetzung für die Zuschüsse des Kreises und des Landes.